Heberer liftet die Filialen – Bäckereikette setzt auf Modernisierung und Regionalität

Rund 1,7 Millionen Tonnen Brot haben die Deutschen im vergangenen Jahr gekauft. Das ist zwar mehr als in den Jahren zuvor. Doch der Wettbewerb um diese Kunden bleibt hart: Kleine Bäckereien konkurrieren mit Filialketten, Backshops und Discountern – und die Kunden erwarten beim Angebot längst mehr als nur Brot und belegte Brötchen.

Kein einfaches Umfeld also, in dem sich die Wiener Feinbäckerei Heberer behaupten muss. Seit 1891 ist das in Offenbach gegründete Familienunternehmen im Geschäft. Im vergangenen Jahr hat die Bäckereikette einen Gesamtumsatz von 90 Millionen Euro gemacht. Zusammen mit den 30 Millionen Kundenkontakten pro Jahr sei das eine „stabile Entwicklung“, sagte Sandra Heberer, die im Unternehmen das Marketing und den Vertriebsservice leitet. Zwar sei der Umsatz im Vorjahr etwas höher gewesen. „Die Umsatzzahlen sind jedoch nicht direkt vergleichbar, da ein Teil der Filialen in ein Franchise-System übergegangen ist.“ Detaillierte Angaben wollte das Unternehmen nicht machen.

Die Kunden gaben 2017 in den Filialen allerdings mehr Geld aus als 2016: Der durchschnittliche Bon wuchs in den westdeutschen Regionen um vier Prozent auf 2,80 Euro, im Osten sogar um sechs Prozent auf 3,09 Euro. „Ein weiterer Meilenstein des vergangenen Jahres war der Erwerb des halben Dutzend an Filialstandorten in Mittelthüringen und weiterer Verkaufsstellen in der Rhein-Main-Region“, sagte Marketingchefin Heberer. So seien etwa in Erfurt, Weimar und Hanau neue Läden eröffnet worden.

Insgesamt hat das Unternehmen nach eigener Aussage zurzeit 220 Filialen, 39 werden durch Franchisenehmer betrieben. 430 Mitarbeiter sind direkt bei Heberer beschäftigt, inklusive Franchisepartner hat die Kette rund 1300 Beschäftigte. In allen Filialen wird vor Ort gebacken. Etwa 70 Prozent von ihnen werden von drei Produktionsstandorten in Mühlheim am Main, Weimar und Zeesen bei Berlin mit Teigen beliefert, die dann in den Filialen weiterverarbeitet werden.

Bio ist für das Unternehmen kein Thema

Profitiert habe die Bäckereikette im vergangenen Jahr insbesondere von neuen Filialkonzepten sowie vom Relaunch bestehender Standorte, sagte Heberer. Das soll auch im laufenden Jahr fortgeführt werden. „Besondere Merkmale der neu umgebauten Filialen sind die integrierten Backstationen, in denen ein Bäcker aus frischen Teigen Backwaren herstellt.“ Daneben werde unter anderem auf ein Vielfältiges Konditoreisortiment sowie eine gute Auswahl an Snacks Wert gelegt.

Die Filialkette will damit unter anderem auf die veränderten Einkaufsgewohnheiten der Kunden reagieren – etwa die Nachfrage nach Regionalität und Erlebnis, aber auch den Wunsch nach Flexibilität bei gleichbleibender Qualität. „Auch zu späten Uhrzeiten soll die gleiche Qualität und Sortimentsauswahl verfügbar sein, die der Konsument am frühen Morgen in einer Bäckerei vorfindet“, erklärt Vertriebsleiterin Sandra Heberer.

Bio ist für die Bäckereikette kein Thema – im Gegensatz zur Regionalität der Rohstoffe. „Bei uns werden beispielsweise Mehl und Molkereiprodukte regional eingekauft, das bedeutet im Umkreis von maximal 75 Kilometern“, erklärt Heberer. Eine traditionelle und handwerkliche Herstellung mit Inhaltsstoffen aus der Region sei von höchster Priorität.

© Frankfurter Rundschau von Ruth Herberg vom 30.05.2018